efms Migration Report
August 2005 | | | | |
EU: Deutsche
Visa-Verordnung widerspricht EU-Regeln nicht grundsätzlich Wie am
28.08.05 bekannt wurde, wird die Europäische Kommission wegen des umstrittenen
Visa-Erlasses keine rechtlichen Schritte gegen Deutschland einleiten. Nach
Einschätzung von Justizkommissar Franco Frattini entspricht der revidierte Erlass des
Berliner Auswärtigen Amtes zur erleichterten Visavergabe weitgehend den Vorgaben
des EU-Rechts. Einzelpunkte der Visapraxis Deutschlands und anderer Staaten seien aber
kritisch. Meinungsunterschiede zwischen Berlin und Brüssel bestehen zudem fort:
Während Frattini eine einheitliche EU-Visapraxis fordert, beharrt die Bundesregierung
im Prinzip auf der nationalen Eigenständigkeit. BZ
29.07.05
Visa-Streit vor dem
Weltjugendtag 2004 einigten sich die katholische Kirche und das
Außenministerium für den Weltjugendtag auf ein Verfahren, das eine
vereinfachte Visa-Vergabe für Jugendliche aus Südasien, Afrika oder
Lateinamerika ermöglichen, jedoch gleichzeitig den Missbrauch der Reise für
eine illegale Einwanderung verhindern sollte. Als Voraussetzungen für eine Teilnahme
aus diesen Ländern wurden vereinbart: Eine persönliche Vorsprache in der
deutschen Botschaft, ein Empfehlungsschreiben des Ortsbischofs, eine offizielle
Registrierung in Köln sowie die Vorlage eines Hin- und Rückflugtickets. Die
Kirche beklagt nun, dass sich das Außenministerium nicht an die getroffenen
Absprachen gehalten habe. Von Jugendlichen aus Togo, Kamerun, Indien und Zentralafrika
wären teilweise unüberwindbare Hürden wie Arbeitsnachweise,
Kontoauszüge und Urkunden über Landbesitz eingefordert worden.
Außerdem sei unverständlich, warum deutsche Botschaften zwölf
Jugendlichen aus dem Limburger Partnerbistum Kumbo in Kamerun sowie einer Gruppe von
mehr als 600 Philippinern die Einreiseerlaubnis verweigerten, obwohl diese alle
Voraussetzungen erfüllt hätten. SZ 08.08.05 // FR
11.08.05
BAMF:
Widerrufsverfahren in der Kritik Das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) will noch 2005 mehr als 10.000 Flüchtlingen ihren
langjährigen Schutz als Asylberechtigte aberkennen. Hauptbetroffene sind
Flüchtlinge aus dem Irak. Während im ersten Halbjahr 2005 nur 284
Flüchtlinge als politisch verfolgt anerkannt wurden, entzog das BAMF im gleichen
Zeitraum rund 6.000 Personen den Asylstatus. Weiteren 7.000 droht in den nächsten
Monaten der Widerruf. Begründung: Mit dem Sturz des Saddam-Regimes sei der
Grund für ihre Anerkennung entfallen. Pro Asyl fürchtet, mit ähnlicher
Argumentation könnten demnächst auch Flüchtlingen aus Afghanistan der
Schutz entzogen werden. Flüchtlingsorganisationen sowie UNHCR üben
deutliche Kritik an der Praxis: In keinem anderen europäischen Land werde die
Aberkennung des Asyls -und zwar mit steigender Tendenz- so massenhaft praktiziert wie in
Deutschland. FR 27.08.05
Immer mehr Deutsche
suchen Arbeit im Ausland Nach Österreich wanderten 2004 zu den rund
362.300 bereits im Land lebenden Ausländern 11.900 weitere hinzu; 7.463 davon aus
der Bundesrepublik. Insgesamt arbeiten nun rund 50.000 Deutsche im Alpenland und bilden
damit nach Ex-Jugoslawen und Türken die drittgrößte Gruppe der
Migranten. Auch Australien und Neuseeland vermelden eine deutliche Zunahme des
Interesses auswanderungswilliger Deutscher: Die Zahl der im Finanzjahr 2004/2005 nach
Neuseeland ausgestellten Arbeitsvisa verdoppelte sich im Vergleich zu 2001/2002 auf rund
4.600. FR 13.08.05 // FTD 18.08.05
Hess-Kundgebungen
bleiben verboten Der Gedenkaufmarsch der NPD am 20.08.05 in Wunsiedel zu
Ehren des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess bleibt nach Ablehnung eines Eilantrags am
16.08.05 durch das Bundesverfassungsgericht verboten. In dem Urteil (Az: 1 BvQ 25/05)
stützt sich das oberste Gericht auf eine im März vom Bundestag beschlossene
und seit 01.04.05 geltende Strafvorschrift, nach der sich strafbar macht "wer
öffentlich oder in einer Versammlung den öffentlichen Frieden in einer die
Würde der Opfer verletzenden Weise dadurch stört, dass er die
nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt, verherrlicht oder
rechtfertigt" (§130 Abs.4 StGB). Mit Erleichterung reagierte die
Bürgerinitiative "Wunsiedel ist bunt". Der für den 20.08.05 geplante
"Tag der Demokratie" soll dennoch stattfinden; beteiligen werden sich
voraussichtlich 30 Organisationen und 115 kleinere Versammlungen. Geplant sind
Informationsstände im Stadtzentrum, ein 300 Meter langes Stoffband mit
Unterschriften gegen Rechtsextremismus sowie eine zentrale Kundgebung mit den Politikern
Manfred Stolpe, Werner Schnappauf, Klaus Uwe Benneter und Claudia Roth. Ebenfalls
untersagt bleibt nach einer Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts eine
ursprünglich für den 24.08.05 in der Hauptstadt geplante NPD-Demonstration
"Rudolf Hess -gebt die Akten frei". Pressemitteilung
BVerfG Nr.74/2005 17.08.05 // SZ 18.08.05 // Die Welt 19.08.05
Terror-Prozess: 7 Jahre
Haft für Motassadeq In der Neuauflage des weltweit ersten Prozesses um die
Terroranschläge vom 11.09.01 in den USA hat das Hamburger Oberlandesgericht
(OLG) Mounir el Motassadeq am 19.08.05 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Anders als im
ersten Verfahren im Februar 2003 sah das OLG diesmal keine ausreichenden Beweise
für einen Schuldspruch wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 3000 Fällen und
damit einer Höchststrafe von 15 Jahren. Das damals ergangene Urteil wurde durch eine
Revision des Angeklagten vor dem Bundesgerichtshof (BGH) aufgrund von Mängeln
in der Beweisführung wieder aufgehoben. Mit dem Urteil im zweiten Prozess ist das
Verfahren aber voraussichtlich noch nicht abgeschlossen. Bundesanwalt Walter Hemberger
fordert nach wie vor die Höchststrafe, Motassadeqs Verteidiger dagegen Freispruch.
Beide Parteien legten am 22.08.05 erneut Revision beim BGH ein. Bundesinnenminister Otto
Schily (SPD) begrüßt währenddessen das Urteil als klares Zeichen
für die Entschiedenheit des Rechtsstaates im Kampf gegen den Terrorismus und
betont, er werde weiter mit Härte und Konsequenz gegen alle vorgehen, die einzeln
oder in kriminellen Vereinigungen die deutsche Zivilisation angreifen und mit Mord und
Terror das friedliche Zusammenleben zerstören wollten. SZ
24.08.05 // FAZ 23.08.05 // FAZ 10.08.05 // FAZ 13.08.05 // FAZ 16.08.05 // SZ 16.08.05 //
dpa 18.08.05 // dpa 19.08.05 // Pressemitteilung BMI 19.08.05 // NN 20.08.05
Sicherheitsgewahrsam
für Terrorverdächtige? Im Zusammenhang mit einer am 03.08.05
verfügten Ausweisung von sechs Irakern, die der Terrorgruppe Ansar Al-Islam
zugerechnet werden, sieht Bayerns Innenministers Günther Beckstein (CSU) die
Gefahr, dass die Verdächtigen trotz polizeilicher Überwachung untertauchen
könnten. Daher hält er die Einführung eines Sicherheitsgewahrsams
für ausgewiesene Gefährder, die wegen rechtlicher oder faktischer Hindernisse
nicht unverzüglich abgeschoben werden können, für unabdinglich. Ein
Festhalten gefährlicher Personen über maximal sechs Monate sei zur Abwehr
terroristischer Anschläge in Einzelfällen zwingend notwendig. Auch
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hält den Vorschlag für bedenkenswert.
In der Abwägung zwischen dem hohen Gut der Freiheit des Einzelnen und der
Gefährdung, die er für die Freiheit und Sicherheit der anderen Bürger
bedeute, müssten besondere Maßnahmen zur Gefahrenabwehr ergriffen werden.
Schilys Äußerung stieß in den Reihen der Regierungskoalition von SPD
und Grünen auf Ablehnung. BZ 01.08.05 // SZ 03.08.05 // SZ
04.08.05 // FAZ 04.08.05 // FR 23.08.05 // SZ 27.08.05 // FR 27.08.05
Hessen: Beamte aus
Vietnam verhören Asylbewerber Der hessische Flüchtlingsrat
verurteilt die "dubiosen Umstände" der
Identitätsüberprüfung von 300 vietnamesischen Asylbewerbern durch
eine Delegation des vietnamesischen Innenministeriums in Mühlheim am Main.
Während es sich aus Sicht des verantwortlichen Regierungspräsidiums in
Darmstadt um ein "ganz normales Vorgehen" handelt, kritisiert der
Flüchtlingsrat ein solches Verfahren entspräche "keinesfalls
rechtsstaatlichen Grundsätzen": Anwälte oder eine andere Begleitung
seien nicht zugelassen gewesen sowie Inhalt der Befragungen und die Zusammensetzung der
Delegation nicht offen gelegt worden. Wie das Regierungspräsidium bestätigt,
wurden bereits im Vorjahr 2004 Vietnamesen auf diese Weise überprüft.
Ähnlich werde bei Algeriern gehandelt und bei Bürgern
"zentralafrikanischer Staaten". Auch in anderen Bundesländern wird die
Praktik angewandt. Erst im Juli rügten zwei Hamburger Rechtsanwälte die
Einreise von Regierungsbeamten aus Guinea zur Identifizierung 347 Westafrikaner aus drei
Bundesländern. FR 02.08.05
München:
Unterrichtsverbot für die Deutsch-Islamische Schule Die Regierung
Oberbayerns hat der "Deutsch-Islamischen Schule" in München die
Unterrichtsgenehmigung für das Schuljahr 2005/2006 entzogen und die staatliche
Förderung eingestellt. Laut Verfassungsschutz soll der vor zwei Jahren eingesetzte
Trägerverein der Schule, das Deutsch-Islamische Bildungswerk (DIBW),
persönlich und wirtschaftlich mit islamischen Fundamentalisten verbunden sein. Das
Kultusministerium befürchtet, dass "die islamistische Haltung auf die
Schüler durchschlagen" könnte. Eltern der Schule legten daraufhin vor
dem Verwaltungsgericht München Widerspruch gegen den Bescheid ein,
überreichten einen Protestbrief an die Regierung von Oberbayern und demonstrierten
zusammen mit mehr als 100 Schülern, Lehrern und Absolventen am 20.08.05 in der
Innenstadt gegen die Schließung. SZ 06.08.05 // SZ 10.08.05 //
Die Welt 10.08.05 // FR 12.08.05 // SZ 18.08.05 // SZ 22.08.05
Asylstatistik Im
August 2005 haben 2.423 Personen in Deutschland Asyl beantragt. Damit stieg die Zahl der
Asylbewerber gegenüber Juli um 12,7% (+273 Personen) und ging gegenüber
dem Vorjahresmonat August 2004 um 17,7% (-520 Personen) zurück. Die
Hauptherkunftsländer im August waren Serbien und Montenegro (425), Türkei
(231) und Irak (173) vor der Russischen Föderation (137) und Vietnam (110). Das
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat über die Anträge von
3.875 Personen entschieden, von denen 34 Personen (0,9%) als asylberechtigt anerkannt
wurden. Weitere 175 Personen (4,5%) erhielten Abschiebeschutz nach §60 Abs.1 des
Aufenthaltsgesetzes. Abgelehnt wurden die Anträge von 2.282 Personen (58,9%). Auf
sonstige Weise, z.B. durch Verfahrenseinstellung wegen Rücknahme des Asylantrags,
wurden die Anträge der übrigen 1.384 Personen (35,7%) erledigt. Pressemitteilung BMI 14.09.05
August
2005 | | | | |
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