efms Migration Report
Februar 2005 | | | | |
EU-Kommission für "System der Information und Frühwarnung in
Einwanderungsfragen"
Die EU-Kommission und die
luxemburgische Präsidentschaft wollen die Mitgliedstaaten verpflichten, ihre Partner
vorab über Entscheidungen in Einwanderungs- und Asylfragen zu informieren. Ein
entsprechender Vorschlag soll in Kürze vorgelegt werden. Anlass für die
Forderung eines sog. "Systems der Information und Frühwarnung in
Einwanderungsfragen" ist die jüngste Entscheidung Spaniens,
Hunderttausenden illegal Eingewanderten einen rechtmäßigen Status zu geben.
Da "legalisierte" Ausländer nach fünf Jahren frei in jedes Land
der EU einreisen können, kritisieren vor allem Bundesinnenminister Otto Schily
(SPD), aber auch die niederländische Regierung diese Entscheidung Madrids. Durch
das vorgeschlagene Informationssystem könnten EU-Partner auf ein Land Druck
ausüben, das Menschen ohne legalen Status Wohnrecht geben will. Ein entsprechender
Vorschlag der EU-Kommission soll in Kürze erarbeitet werden. International Herald Tribune 08.02.05 // SZ 08.02.05 // Die Welt
09.02.05 // SZ 12.02.05 // Welt am Sonntag 13.02.05 // FTD 14.02.05
Deutsche Visapraxis: Untersuchung auf
nationaler und europäischer Ebene
In dem auf Initiative der CDU/CSU eingesetzten parlamentarischen
Untersuchungsausschuss prüfen derzeit 13 Abgeordnete, inwiefern "Mitglieder
der Bundesregierung" oder "andere Personen im Verantwortungsbereich der
Bundesregierung durch Erlasse, Weisungen oder in sonstiger Weise" dazu
beigetragen haben könnten, dass in einigen Auslandsvertretungen in Osteuropa gegen
geltendes Recht verstoßen und organisierte Kriminalität erleichtert worden sei
(Drucksache 15/4552). Die Opposition wirft der Bundesregierung insbesondere in Moskau,
Kiew, Tirana und Pristina Verstöße gegen die Vereinbarungen von Schengen
vor. Durch den sog. Volmer-Erlass, nach dem die Botschaften im März 2000
angewiesen worden waren, im Zweifel für die Reisefreiheit zu entscheiden, sei
hunderttausendfacher Visa-Missbrauch ermöglicht worden. Allein in der Ukraine seien
2001 fast 300.000 Einreisegenehmigungen ausgestellt worden. Schwarzarbeit, Prostitution,
Frauenhandel, terroristische Handlungen sowie das gewerbs- und bandenmäßige
Einschleusen von Ausländern seien so ermöglicht und erleichtert worden. Wie
die EU-Kommission am 21.02.05 ankündigte, soll ein möglicher Verstoß
des sog. Volmer-Erlasses und seiner Nachfolgeregelungen gegen die Visa-Regeln der EU nun
auch auf europäischer Ebene überprüft werden. Die Bundesregierung sei
ohne Absprache mit den europäischen Partnern vorgegangen. Mit ersten Ergebnissen
rechnet die Kommission frühestens im April. NZZ 09.02.05 // SZ 09.02.05 // FR 14.02.05 // SZ 15.02.05 // Handelsblatt 15.02.05 //
Die Welt 22.02.05 // Tagesspiegel online 25.02.05
Bund-Länder-Programm "Förderung von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund"
Seit dem 03.02.05 läuft das Bund-Länder-Programm "Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund".
Ziel des bis 2009 geplanten Bildungsprogramms ist eine bessere Sprachförderung vom
Kindergarten bis zur beruflichen Ausbildung. Insgesamt investieren Bund und Länder
gemeinsam 12,5 Millionen Euro. Beteiligt sind derzeit die Länder Berlin, Bremen,
Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Ebenfalls teilnehmen wollen
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen und
Schleswig-Holstein. www.bmbf.de
03.02.05
Fast jeder
vierte Zuwanderer lebt in Armut
Nach einer
Studie von Infratest Sozialforschung, vorgestellt durch das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) am 02.02.05 in Berlin, lebt fast jeder vierte Zuwanderer in
Armut. Lag die Einkommensarmut 1998 noch bei 19%, stieg sie bis 2003 auf 23% an. Der
Studie zufolge sind türkische Migranten am stärksten, Zuwanderer aus
westlichen Industrieländern dagegen vergleichsweise selten betroffen.
FR 03.02.05
Preis für Deutschlands freundlichste
Ausländerbehörde
Der
gemeinsam von der Humboldt-Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft verliehene Preis für Deutschlands freundlichste
Ausländerbehörde ging an das Rechts- und Ordnungsamt der Stadt Aalen sowie
die Ordnungsämter des Kreises Düren und der Stadt Leipzig. Der Preis wurde
im Rahmen des Neujahrsempfangs der Humboldt-Stiftung in Berlin verliehen. Der mit
25.000 Euro dotierte Titel zeichnet Ämter aus, die sich besonders aufgeschlossen,
flexibel und hilfsbereit gegenüber ausländischen Wissenschaftlern und
Studierenden verhalten. www.stifterverband.de 02.02.05 // FR 08.02.05
Manifest für Ausländer ohne
Aufenthaltsstatus
In einem am
16.02.05 in Berlin veröffentlichten Manifest für Ausländer ohne
Aufenthaltsstatus verlangen rund 300 Vertreter aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Kultur
eine umfassende Lösung des Problems illegale Zuwanderung. Das neue
Zuwanderungsgesetz blende die Frage der illegal in Deutschland lebenden Personen
weitgehend aus. Schätzungen zufolge belaufe sich ihre Zahl auf bis zu einer Million.
Unterzeichner des Manifests sind unter anderem der katholische Bischof Josef Voß
sowie der Vorsitzende des Rates für Migration, Michael Bommes. FR 17.02.05
Bundesweite Razzia der Sicherheitsbehörden gegen
islamistisches Netzwerk
Am 02.02.05
führten deutsche Sicherheitsbehörden zum dritten Mal innerhalb von drei
Wochen eine bundesweite Razzia gegen mutmaßliche Islamisten durch. Das
islamistische Netzwerk soll mit der Geldbeschaffung für Terroranschläge im
Ausland beschäftigt gewesen sein. Insgesamt durchsuchten Polizei und
Staatsanwaltschaft in sieben Bundesländern 33 Wohnungen und vier Geschäfte
von 24 Verdächtigen. NZZ
03.02.05
Berlin: "Türkischer Bund" verurteilt "Ehrenmord"
Am 07.02.05 wurde die 23-jährige Hatin
Sürücü, eine Deutsche türkisch-kurdischer Herkunft, im Stadtteil
Berlin-Tempelhof erschossen. Wahrscheinlich wurde sie Opfer eines "Ehrenmordes"; dem fünften innerhalb einen halben Jahres in Berlin.
Mutmaßliche Täter sind ihre drei Brüder. Der "Türkische
Bund" in Berlin-Brandenburg, Vertreter von 21 Vereinen mit etwa 10.000
Mitgliedern, fordert nun ein "öffentliches und aktives Bekenntnis aller
türkischen und islamischen Organisationen" zur Selbstbestimmung der Frauen.
Repressionen aus vorgeschobenen Gründen müssten mit "Null
Toleranz" begegnet werden. Am 25.02.05 legte die Organisation dazu einen
Zehn-Punkte-Plan vor. Die Welt
17.02.05 // NN 19.02.05 // Welt am Sonntag 20.02.05 // taz 22.02.05 // FR 23.02.05 // NZ
26.02.05 // Die Welt 26.02.05
Brandenburg: 2004 steigt die Zahl rechtsextremer Straftaten und
Gewaltdelikte
2004 nahmen rechtsextreme
Straftaten und Gewaltdelikte in Brandenburg weiter zu. Die Zahl der politisch motivierten
Straftaten mit eindeutig rechtsextremem Hintergrund steigt bereits seit 2001 stetig an und lag
2004 mit 1051 Fällen erstmals über der Tausendergrenze. Darunter fallen,
ebenfalls zum ersten Mal, mit 105 mehr als 100 Gewaltdelikte. Innenminister Jörg
Schönbohm äußert sich besorgt über "die zunehmende
Gewaltbereitschaft", verweist jedoch auch auf den positiven Trend einer
höheren Aufklärungsquote, die 2004 bei 91% lag. SZ 17.02.05 // Die Welt 22.02.05
Niedersachsen: Bleiberecht aufgrund drohender
geschlechtsspezifischer Verfolgung im Iran
Aufgrund drohender geschlechtsspezifischer Verfolgung beschloss der
Petitionsausschuss des niedersächsischen Landtags am 13.02.05 einstimmig ein
Bleiberecht für die Iranerin Zahra Kameli. Menschenrechtsorganisationen zufolge
droht der Frau in ihrem Heimatland die Steinigung wegen "Ehebruchs" und
dem Übertritt zum christlichen Glauben. Die Entscheidung des Petitionsausschusses
wurde durch die Bereitschaft ungenannter Spender, den Lebensunterhalt und
Sozialversicherungsstatus der Frau für ein Jahr zu garantieren, erleichtert. Zuvor hatte
die niedersächsische CDU/FDP-Landesregierung lange Zeit auf einer Abschiebung
beharrt. Ein erster Abschiebeversuch scheiterte jedoch an der Weigerung eines
Flugkapitäns in Frankfurt/Main: Die suizidgefährdete 24-jährige Kameli
hatte heftige Gegenwehr geleistet; circa 200 Menschen der Aktion "Abschiebemaschinerie stoppen" hatten auf dem Flughafen gegen die
Ausweisung protestiert. FR 08.02.05 //
epd Niedersachsen-Bremen 10.02.05 // SZ 12.02.05 // FR 14.02.05 // Die Welt 15.02.05 // FR
17.02.05 // Pressemitteilung BMI 17.02.05 // SZ 23.01.05 // Die Welt
24.02.05
Nach
BVerwG-Urteil: Anspruch auf islamischen Religionsunterricht weiter
ungeklärt
Nach einem Urteil des
Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) in Leipzig bleibt ein möglicher Anspruch auf
islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen weiter offen. Am 23.02.05 hob das
BVerwG ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Münster auf, das keinen
Anspruch auf einen solchen Unterricht in Nordrhein-Westfalen erkannt hatte (Az. BVerwG 6
C 2.04). Die obersten Richter verwiesen den Fall zurück nach Münster, weil
ihnen die Urteilsbegründung nicht stichhaltig genug erschien. Das OVG muss nun
erneut entscheiden, ob die beiden gegen die nordrhein-westfälische Landesregierung
klagenden Verbände, der Zentralrat der Muslime sowie der Islamrat, als
Religionsgemeinschaften anzusehen sind. Die islamischen Dachverbände verlangen
einen regulären islamischen Religionsunterricht und eine Mitsprache bei der Auswahl
der Lehrer. NZ 23.02.05 // SZ 24.02.05 // FR
25.02.05 // Die Welt 25.02.2005
Asylstatistik
Im Februar haben 2.101 Personen in Deutschland Asyl beantragt. Damit sank die Zahl
der Asylbewerber gegenüber Januar 2005 um 10,1% (-237 Personen) und ging
gegenüber Februar 2004 um 29,7% (-888 Personen) zurück. Die
Hauptherkunftsländer im Februar 2005 waren Serbien und Montenegro (344),
Türkei (225) und die Russische Föderation (166) vor Irak (105) und Vietnam
(92). Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat über die
Anträge von 3.903 Personen entschieden, von denen 55 Personen (1,4%) als
asylberechtigt anerkannt wurden. Weitere 240 Personen (6,2%) erhielten Abschiebeschutz
nach §60 Abs.1 des Aufenthaltsgesetzes. Abgelehnt wurden die Anträge von
2.225 Personen (57,0%). Auf sonstige Weise, z.B. durch Verfahrenseinstellung wegen
Rücknahme des Asylantrags, wurden die Anträge der übrigen 1.383
Personen (35,4%) erledigt. Pressemitteilung BMI 10.02.05
Februar
2005 | | | | |
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