efms Migration Report
September 2005 | | | | |
EU-Maßnahmenpaket "Einwanderung und Asyl"
Zur weiteren Umsetzung des "Haager Programms zur Stärkung von Freiheit,
Sicherheit und Recht in der Europäischen Union" präsentierte die
Europäische Kommission am 01.09.05 einen Entwurf für eine Richtlinie zur
Harmonisierung der Rückführung illegal aufhältiger
Drittstaatsangehöriger sowie Forderungen, die Abschiebehaft auf maximal sechs
Monate zu begrenzen und nur in Länder ohne Folter- oder Gewaltgefahr auszuweisen.
Mit Blick auf den wochenlang massiven Ansturm von Schwarzafrikanern auf die spanischen
Exklaven Ceuta und Melilla in Marokko empfiehlt EU-Justizkommissar Frattini zudem eine
gemeinsame europäische Einwanderungspolitik. Bei einem Treffen der 25
EU-Innenminister in Newcastle Mitte September kritisierte Bundesinnenminister Otto Schily
(SPD) den Richtlinienentwurf: Er formuliere Schutzrechte, statt die Abschiebung zu
erleichtern, und würden den Anforderungen zur Bekämpfung der illegalen
Migration und des Terrorismus nicht gerecht werden. Anderer Ansicht ist das
Europäische Parlament: Die Abgeordneten stimmten der Richtlinie am 27.09.05 zwar
mehrheitlich zu, nahmen am Vorschlag des Europäischen Rates der Innenminister aber
einige wichtige Änderungen vor. Abgelehnt wurde die Vielzahl von
Ausnahmeregelungen, die einzelnen Mitgliedsländern eigenes Vorgehen erlauben.
Pressemitteilung EU Justizkommission IP/05/1079 01.09.05 //
Pressemitteilung EU Justizkommission IP/05/1080 01.09.05 // Pressemitteilung EU
Justizkommission SPEECH/05/473 01.09.05 // FAZ 02.09.05 // NN 10.09.05 // FAZ
17.09.05 // dpa 23.09.05 // dpa 27.09.05 // Der Spiegel online 27.09.05 // Die Welt
30.09.05
Europäer schieben
gemeinsam ab
In einer konzertierten Aktion haben mehrere europäische Länder von
Hamburg aus 27 Ausländer abgeschoben. Die ausreisepflichtigen Ausländer
wurden per Flugzeug nach Togo, Nigeria und Benin gebracht. An der
Sammelrückführung beteiligten sich Belgien, Niederlande, Frankreich,
Großbritannien, Malta und die Schweiz. Aus Deutschland wurden 15 Ausländer
ausgeflogen, deren Abschiebung laut Innenministerium zuvor an Widerstand gescheitert war
und die sich in Abschiebungshaft befanden. FR
16.09.05
Sprache als
Schlüssel -Bilanz der Integrationskurse
Seit dem 01.01.2005 wurde rund 145.000 Ausländern und Spätaussiedlern
eine Teilnahmeberechtigung zu den bundesweiten Integrationskursen ausgestellt. 82.000 sog.
Bestandsausländer meldeten sich zusätzlich an. Insgesamt ließen sich
mehr als 162.000 Einwanderer ihre Teilnahme genehmigen. Davon nahmen 70.000, die
Mehrheit davon Frauen (60%), das Angebot bereits wahr. 2.000 Schüler legten bisher
die Schlussprüfung ab -die Hälfte bestand mit den Noten "sehr gut"
und "gut". Die vom Bundesinnenministerium zunächst veranschlagte Zahl
von 194.000 Kursberechtigten für 2005 dürfte nach Schätzungen des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bis zum Jahresende
überschritten werden. Überraschend wollen rund 95.000 der Zuwanderer die
Sprach- und Orientierungs-Kurse aus eigenem Antrieb absolvieren. Die Gruppenleiterin
Integration beim Bundesamt, Regina Jordan, spricht von einem "Nachholeffekt":
Viele schon länger in Deutschland lebende Ausländer nutzten die Chance,
endlich vernünftig Deutsch zu lernen. BMI
Pressemitteilung 12.09.05 // NN 17.09.05 // BMI Pressemitteilung 23.09.05 // Die Welt
online 25.09.05
Visa-Untersuchungsausschuss beendet
Am 07.09.05 bot der Sachstandsbericht des Visa-Untersuchungsausschusses Anlass
für eine kontrovers geführte Debatte im Bundestag. Er fasst auf mehr als 800
Seiten die Ergebnisse aus über 58 Zeugenbefragungen und der Auswertung von 1.600
Aktenordnern zu der Visa-Praxis der rot-grünen Bundesregierung zusammen. Die
Opposition warf dem Auswärtigen Amt erneut vor, durch eine "verfehlte und
ideologisch motivierte Visa-Politik" Schleppern und Menschenhändlern ihr
Handeln erleichtert zu haben. Sie räumte jedoch auch ein, dass die Höhe des
tatsächlichen materiellen Schadens für Deutschland umstritten sei. Auch unter
Experten gäbe es unterschiedliche Auffassungen über die Zahlen, die
Schwarzarbeit, Schleuserkriminalität und Zwangsprostitution widerspiegeln sollen.
SZ 08.09.05 // Die Welt 08.09.05 // FAZ 08.09.05 // Tagesspiegel
(online) 08.09.05 // Das Parlament 12.09.05
Islamische
Verbände wollen eine einheitliche Vertretung schaffen
Führende muslimische Verbände in Deutschland verständigten sich
am 10./11.09.05 in Hannover auf gemeinsame Organisationsstrukturen und Satzungen auf
Landesebene; Anfang 2006 soll eine bundesweite Organisation gegründet werden. Ziel
sei es, den Dialog über Themen wie den islamischen Religionsunterricht, die
islamische Seelsorge in Krankenhäusern oder das Verbot von Kopftüchern zu
vereinfachen. Der mit 700 Moscheen größte Verband, der
Türkisch-Islamistische Union der Anstalt der Religion (DITIB), nahm jedoch nicht
teil: DITIB wolle den Erfolg erst noch abwarten. In einem Gespräch über
mögliche Kooperationen vereinbarte der Zentralrat der Muslime in Deutschland
(ZMD) am 22.09.05 in Berlin zudem mit Spitzenvertretern des Bundeskriminalamtes (BKA)
und des Verfassungsschutzes die Bildung einer Arbeitsgruppe
"Vertrauensmaßnahmen", der sowohl Vertreter der
Sicherheitsbehörden wie auch der Muslimen angehören sollen. FAZ 13.09.05 // FAZ 14.09.05 // Die Welt 23.09.05
Bundesinnenministerium
verbietet zwei islamistisch-extremistische Vereine
Am 05.09.05 wurden der islamistische Spendensammelverein "YATIM Kinderhilfe
e.V." mit Sitz in Essen sowie die in Neu-Isenburg ansässige E.Xani Presse- und
Verlags-GmbH verboten. Der "YATIM Kinderhilfe e.V." sei eine
Nachfolgeorganisation des 2002 verbotenen "Al Aksa e.V."; die E.Xani Presse-
und Verlags-GmbH Verlegerin der türkischsprachigen PKK-Zeitung
"Özgür Politika". Beide Organisationen stehen im Verdacht,
Spendengelder für die HAMAS-Organisationen in palästinensischen Gebieten
zu sammeln. Zeitgleich mit dem Verbot fanden diesbezüglich
Durchsuchungsmaßnahmen an 66 Orten in insgesamt acht Bundesländern statt.
Vereins- bzw. Verlagsräumlichkeiten, die Druckstätte der
"Özgür Politika", eine Moschee sowie Wohnungen wurden
durchsucht und zahlreiches Beweismaterial sowie Vermögenswerte beider Vereine
beschlagnahmt. Pressemitteilung BMI 05.09.05 // FAZ 06.09.05 //
Merkur (online) 06.09.05 // Pressemitteilung BMI 06.09.05
Bundesländer
wollen gemeinsam verstärkt gegen Islamisten vorgehen
Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg verständigten
sich auf verstärkte Fahndungsaktionen im Umfeld von Moscheen und in muslimischen
Geschäftsszenen. Laut dem hessischen Innenminister Bouffier (CDU) hätten die
Ermittlungen zu den Anschlägen in Madrid und London gezeigt, dass sich
islamistische Terrorgruppen zum Großteil durch Straftaten wie Raubdelikten und
organisierter Kriminalität finanzierten. Bei der jüngsten Aktion in Hessen
kontrollierten 500 Polizisten am 26.09.05 1.260 Menschen in 20 Städten. Bereits am
23.09.05 wurden in Bayern fünf Wohnungen und ein Vereinsgebäude in
Neu-Ulm und Umgebung durchsucht. Der Verdacht besteht, dass dort mutmaßliche
Islamisten für den bewaffneten Kampf warben. SZ 24.09.05
// Pressemitteilung Hessisches Ministerium des Inneren und für Sport 28.09.05 // Die
Welt 28.09.05 // SZ 30.09.05
Friedland: Symbol der
Freiheit wird 60
Am 26.09.05 wird das durch die britische Militärverwaltung eingerichtete
Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen 60 Jahre alt. Mit einer Kapazität
für 10.000 Menschen fanden dort bisher mehr als vier Millionen Flüchtlinge,
Vertriebene, Kriegsheimkehrer und Aussiedler eine erste Anlaufstation. Allein 1945 trafen
mehr als 500 Sonderzüge mit knapp einer halben Million Flüchtlingen ein.
Heute ist Friedland das letzte Erstaufnahmelager für Spätaussiedler und zentrale
Anlaufstelle für jüdische Emigranten. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD)
würdigt Friedland als Symbol für Hilfe aus dem Flüchtlingselend,
für Nächstenliebe und tätige Hilfe. Zur 60-Jahr-Feier am 12.Oktober wird
Bundespräsident Horst Köhler erwartet. Pressemitteilung BMI 23.09.05 // SZ 26.09.05
"Tag des
Flüchtlings": UNHCR kritisiert Flüchtlingspraxis Deutschlands
Anlässlich des "Tags des Flüchtlings" am 30.09.05 forderte der
Vertreter des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) in Deutschland, Stefan
Berglund, für geduldete Flüchtlinge sollte endlich eine
völkerrechtsfreundliche Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes und eine differenzierte
Bleiberechtsregelung vereinbart werden. Dies beträfe vor allem Angehörige von
Minderheiten aus dem Kosovo sowie afghanische Flüchtlinge. Positiv sei dagegen,
dass immer mehr deutsche Gerichte Defizite bei Widerrufsverfahren gegen anerkannte
Flüchtlinge korrigierten. dpa 27.09.05 // n-tv.de 27.09.05 //
dpa 29.09.05 // NN 30.09.05
Nürnberg im
Zeichen der Menschenrechte
Vom 23.09.-08.10.05 finden in Nürnberg die "Interkulturellen
Wochen" mit über 30 Veranstaltungen statt, mit denen das friedliche
Zusammenleben der Menschen gefördert und gegenseitige Vorurteile weiter abgebaut
werden sollen. Rund 320 Teilnehmer aus 47 deutschen und 37 internationalen Städten
der "Europäischen Städte-Koalition gegen Rassismus" diskutierten
vom 23.-24.09 bereits darüber, mit welchen Strategien Rassismus, Diskriminierung
und Antisemitismus effektiv begegnet werden könne. Zudem stehen 78
ausgewählte Filme aus über 30 Ländern im Wettbewerb um den
"Internationalen Nürnberger Menschenrechts-Filmpreis". Am 26.09.05
wurde der "Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis 2005"
verliehen. Geehrt wurde die Usbekin Tamara Chikunova für die Gründung der
Organisation "Mütter gegen Todesstrafe und Folter" in ihrer Heimat. Noch
am selben Abend feierten 3.000 Bürger der "Nürnberger
Friedenstafel" ein "Fest für die Menschenrechte". Pressemitteilung BAMF 09.09.05 // NN 20.09.05 // NN 21.09.05 // NN
24.09.05 // NZ 24.09.05 // Pressemitteilung Stadt Nürnberg Nr.792/24.09.05 //
Pressemitteilung Stadt Nürnberg Nr.793/25.09.05 // NZ 26.09.05
Berlin-Moabit: Prozess
wegen "Ehrenmord" an Schwester
Im Prozess um den mutmaßlichen "Ehrenmord" an der
23jährigen Deutsch-Türkin Hatun Sürücü am 07.02.05 in
Berlin werden ihre drei Brüder Ayan (19), Alpaslan (24) und Mütlü (26)
seit dem 14.09.05 vor dem Landgericht Moabit wegen gemeinschaftlichen,
heimtückisch begangenen Mordes aus niederen Beweggründen angeklagt. Sie
sollen die Schwester, die geschieden war und mit ihrem fünfjährigen Sohn allein
lebte, getötet haben, weil sie deren modernen Lebensstil als "Kränkung
der Familienehre" empfanden. Der Fall hat eine bundesweite Debatte über
Zwangsehen, Parallelwelten von Ausländern und die fehlende Integration
muslimischer Familien in Deutschland ausgelöst. CDU und Grüne forderten
islamische Organisationen und Gemeinden auf, für mehr Toleranz und
Gleichberechtigung zu sorgen. Zudem schlagen FDP und Grüne einen gesicherten
Aufenthaltsstatus sowie ein erweitertes Rückkehr- und Wiederkehrrecht für
betroffene Frauen vor. Der Spiegel 12.09.05 // BZ online 14.09.05
// Die Welt 15.09.2005 // FOCUS online 15.09.05 // BZ 15.09.05 // BZ 22.09.05
BVerfG: Kein Wahlrecht
bei Verlust deutscher Staatsbürgerschaft
Die 1.Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts folgte am 07.09.05
einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Bayreuth und lehnte einen Antrag auf eine
einstweilige Anordnung ab, mit dem sich die Antragstellerin -auch mit Blick auf die
bevorstehende Bundestagswahl- gegen §25 Abs.1 des
Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG) in der seit dem 01.01.2000 geltenden Fassung
über den Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft wandte. Die Architektin aus
Bayern wurde nach Entlassung aus der türkischen Staatsangehörigkeit im Juni
1999 in den deutschen Staatsverband eingebürgert. Im Juli 1999 beantragte sie den
Wiedererwerb der türkischen Staatsbürgerschaft, die ihr im Februar 2001 erneut
verliehen wurde. Somit wurde die Klägerin aus den Wahllisten gestrichen. Sie machte
geltend, dies sei vor allem wegen des Fehlens einer Übergangsregelung
verfassungswidrig. Selbst mit Blick auf die Bundestagswahl gäbe es hierfür
jedoch keinen Grund, so das Gericht. Pressemitteilung BVerfG
07.09.05 // SZ 08.09.05 // NZZ 08.09.05 // Die Welt 08.09.05 // taz 08.09.05
Asylbewerberzahlen und
Aufwand für Asylbewerberleistungen stark zurückgegangen
In Baden-Württemberg wurden 2004 nur noch halb so viele Asylbewerber (4.600)
registriert wie noch 2001 (10.500). Deshalb werden -wie in Mannheim, Tübingen und
Ulm- Wohnheime geschlossen. Die Kommunen sparen dadurch Millionenbeträge. Im
bundesweiten Durchschnitt verzeichnet Berlin den höchsten Rückgang:
Während dort 2003 noch 18.053 Asylbewerber lebten, waren es 2004 bereits 30%
weniger (12.707). Auch die Zahl der in der Hauptstadt gemeldeten unbegleiteten
ausländischen Minderjährigen unter 16 Jahre ging von 430 (2003) über
315 (2004) auf bislang 144 im Jahr 2005 zurück. In ganz Deutschland erhielten bis
Ende 2004 rund 230.000 Menschen Leistungen zur Deckung des täglichen Bedarfs
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG): Dies sind 12,9% weniger als 2003 und ist
der niedrigste Stand seit Einführung der Asylbewerberleistungsstatistik 1994.
dpa 15.09.05 // BZ 20.09.05 // Pressemitteilung Statistisches
Bundesamt 27.09.05 // Die Welt online 28.09.05
Asylstatistik
Im September 2005 haben 2.507 Personen in Deutschland Asyl beantragt. Damit stieg die
Zahl der Asylbewerber gegenüber August um 3,5% (+84 Personen) und ging
gegenüber dem Vorjahresmonat September 2004 um 9,4% (-261 Personen)
zurück. Die Hauptherkunftsländer im September waren wie schon im August
Serbien und Montenegro (361), Türkei (287) und Irak (237) vor der Russischen
Föderation (157) und Vietnam (130). Das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge hat über die Anträge von 3.676 Personen entschieden, von
denen 21 Personen (0,6%) als asylberechtigt anerkannt wurden. Weitere 116 Personen (3,2%)
erhielten Abschiebeschutz nach §60 Abs.1 des Aufenthaltsgesetzes. Abgelehnt wurden
die Anträge von 2.244 Personen (61,0%). Auf sonstige Weise, z.B. durch
Verfahrenseinstellung wegen Rücknahme des Asylantrags, wurden die Anträge
der übrigen 1.295 Personen (35,2%) erledigt.
Pressemitteilung BMI 06.10.05
September 2005 | | | | |
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