efms Migration Report
Januar 2008 | | | | |
EU plant
Vereinheitlichung der Asylanerkennungsstandards zur Begrenzung illegaler Einreise
Vor dem Hintergrund der Erweiterung des Schengenraumes und den damit wegfallenden
EU-Binnengrenzen möchten die EU-Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten
verstärkt an einer Weiterentwicklung der gemeinsamen Asylpolitik arbeiten. Ziel sei
es, illegale Migration innerhalb der EU aufgrund von Unterschieden bei den
Asylanerkennungsraten zwischen den Mitgliedsstaaten zu reduzieren. Das in der EU
gültige Prinzip der sicheren Drittstaaten sieht vor, dass ein Asylbewerber einen Antrag
in demjenigen EU-Mitgliedsstaat stellt, in welchem er zuerst einreist. Unterschiedliche
Chancen auf den Erhalt eines Asylstatus setzen allerdings Anreize, aus dem Ersteinreisestaat
in einen anderen Mitgliedsstaat mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zur
Anerkennung weiterzureisen, um dort den Antrag zu stellen. Aus Warschau etwa heißt
es, es sei derzeit eine verstärkte illegale Zuwanderung von Tschetschenen aus Polen
und Tschechien vor allem nach Österreich, zu verzeichnen, wo bis zu 85% der
Asylanträge stattgegeben werde. In Polen dagegen läge die Anerkennungsquote
bei nur etwa 3%. Bei einem Treffen im slowenischen Brdo am 25.01.08 verständigten
sich daher die Innenminister der EU-Mitgliedsstaaten auf die Festlegung von in allen
EU-Ländern gültigen Standards, wie z.B. eine einheitliche Beurteilung der
Situation in den Herkunftsländern, beim Anerkennungsverfahren angelegt werden.
Auch die gleichmäßigere Verteilung der Flüchtlinge zwischen den
EU-Staaten soll thematisiert werden, um die Belastung gerechter zu verteilen. Tagesspiegel online 12.01.08 // dpa 15.01.08 // Die Welt 25.01.08 // NN
26.01.08 OÖNachrichten 26.01.08
Türkisches Kabinett
beschließt Einführung des Briefwahlrechts
Im Ausland lebende türkische Staatsbürger sollen laut Beschluss des
türkischen Kabinetts künftig bei Parlamentswahlen, Volksabstimmungen und
Direktwahlen ihre Stimme auch in ihrer neuen Heimat abgeben können. Bisher war
eine Stimmabgabe nur auf türkischem Territorium möglich. Kenan Kolat,
Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, begrüßte den
Kabinettsbeschluss, es tue den Menschen gut, endlich an der Willensbildung beteiligt zu
werden. Für die politische Beteiligung der Türken in Deutschland sei ein
positiver Effekt zu erwarten, wenn sich zeige, dass es etwas bringe, sich mit Politik zu
befassen, so Kolat. Der türkisch-kurdischstämmige Politiker Giysetting Sayan
(die Linke) warnte indessen vor nationalistischen Kräften, es sei darauf zu achten, dass
kein Wahlkampf gegen Europa oder Deutschland stattfinde. Die
Welt online 08.01.08 // BZ 09.01.08
Streit um
Optionsmodell
Um das mit Jahresbeginn wirksam werdende Optionsmodell ist zwischen den politischen
Parteien ein Streit um die Weiterführung bzw. Abschaffung des Modells entbrannt.
Das im Jahr 2000 beschlossene Modell sieht vor, dass Jugendliche mit
Migrationshintergrund, die bisher die doppelte Staatsbürgerschaft besaßen, sich
im Alter zwischen 18 und 23 Jahren für entweder die Deutsche oder die
Staatsbürgerschaft ihres Herkunftslandes entscheiden müssen. Treffen sie keine
Wahl verlieren sie mit 23 Jahren automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Laut
Bundesinnenministerium stünden in diesem Jahr die ersten 3100 jungen Migranten vor
dieser Wahl. Bis zum Jahr 2025 seien insgesamt etwa 330 000 Jugendliche von der Regelung
betroffen. Koalitionspolitiker äußerten nun Zweifel am Optionsmodell.
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz etwa fürchtet, eine Flut rechtlicher und
menschlicher Probleme auf Deutschland zu kommen. Ebenso warnte Unions-Fraktionsvize
Wolfgang Bosbach vor einer Prozesswelle. Viele würden sich nicht entscheiden wollen
und die Rechtsfolgen nicht klaglos hinnehmen, so Bosbach. SPD, Grüne und
Linkspartei fordern angesichts der praktischen Probleme die Möglichkeit zur doppelten
Staatsbürgerschaft einzuführen, was die Union jedoch entschieden ablehnt.
Auch der Frankfurter Rechtswissenschaftler Rainer Hofmann plädierte bei einer
Anhörung im Bundestag für die Abschaffung des Entscheidungszwangs. Das
jahrelange Ziel der deutschen Politik, Mehrstaatlichkeit zu verhindern sei überholt,
zwei Pässe zu haben sei ein gesamt-europäischer Trend, sagte Hofmann.
taz 28.12.07 // FR 02.01.08 // FAZ 07.01.08
Rechtextremismus: Sorge
um gesellschaftlichen Bedeutungszuwachs der NPD
Verfassungsschutz und Politiker beobachten mit Skepsis eine zunehmende Bedeutung der
Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) in der deutschen Gesellschaft. Laut
Verfassungsschutz sei die bundesweite Mitgliederzahl der NPD zwischen 2005 und 2006 um
1000 auf 7000 Personen angestiegen. Auch auf politischer Ebene habe die als
verfassungsfeindlich eingeschätzte Partei an Präsenz gewonnen: So erreichte sie
bei der Landtagswahl 2004 in Sachsen mit 9,4% der Stimmen zwölf Sitze im Landtag.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist die NPD seit 2005 mit sechs Sitzen im Landtag
vertreten. Die Parlamentsabgeordneten in Schwerin befürworteten 2007 einen erneuten
Anlauf für ein Verbotsverfahren beim Bundesverfassungsgericht. Allerdings stehen
außer dem Schweriner Innenminister Lorenz Caffier (CDU) die
unionsangehörigen Innenressortchefs anderer Länder einem erneuten
NPD-Verbotsverfahren kritisch gegenüber. Sie fürchten eine weitere Niederlage.
Caffier bedauert die Haltung seiner Amtskollegen, er habe die NPD nun ein Jahr lang im
Schweriner Landtag erlebt und sei von ihrer Verfassungsfeindlichkeit überzeugter denn
je. In seinem Dossier für eine neues Verbotsverfahren führt Caffier ein Zitat des
NPD-Fraktionschefs Udo Pastörs an, in dem es heißt, von ihnen (NPD), und das
sei auch gewollt, gehe eine Gefahr für den Parteienstaat, diesem Konstrukt
amerikanischer Siegermächte aus. dpa 23.01.08 //
www.bundeswahlleiter.de
Koch löst mit
Wahlkampfthema "kriminelle jugendliche Ausländer" Debatte aus
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat mit einer im
Landtagswahlkampf gestarteten Kampagne gegen Jugendgewalt eine weitreichende Debatte
zum Thema kriminelle jugendliche Ausländer ausgelöst. Die deutschlandweite
Bestürzung über die im Fernsehen ausgestrahlten Bilder eines
gewalttätigen Überfalls zweier Jugendlicher mit Migrationshintergrund auf
einen Rentner in der Münchner U-Bahn nahm Koch zum Anlass, die
überdurchschnittliche Kriminalitätsrate Jugendlicher mit Migrationshintergrund
zum Wahlkampfthema zu machen. Kochs Diagnose: In Deutschland gebe es zu viele
kriminelle junge Ausländer. Lange Zeit sei ein "seltsames soziologisches
Verständnis" für Gruppen aufgebracht worden, die bewusst als ethnische
Minderheiten Gewalt ausübten, so Koch. Er fordert eine Verschärfung des
Jugendstrafrechts sowie eine schnellere Abschiebung von straffälligen Jugendlichen in
die Herkunftsländer ihrer Eltern. SPD und Grüne reagierten auf Kochs
Forderungen mit Empörung und Populismusvorwürfen. SPD-Fraktionsvize
Ludwig Stiegler meinte (in Bezugnahme auf Kochs Unterschriftenaktion gegen die doppelte
Staatsbürgerschaft bei der Landtagswahl 1999), Koch greife in seiner Not wieder
einmal gnadenlos in die alte Kiste der Ausländerfeindlichkeit. Unterstützung
für seine Forderungen erhielt Koch aus den eigenen Reihen: Bundeskanzlerin Merkel
etwa pflichtete den Forderung nach "Warnschussarrests" und
"Erziehungscamps" bei. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU)
dagegen meinte, es müssten nicht ständig neue Gesetze gemacht werden,
sondern dafür gesorgt werden, dass vorhandene Gesetze effizient angewendet werden.
Zudem betonte er, die zunehmende Gewalt sei kein spezielles Problem ausländischer
Täter. Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD) lehnte die Forderung nach
einer schnelleren Abschiebung der Straftäter ab. Für die Sozialisierung eines in
Deutschland aufgewachsenen türkischen Täters sei neben dessen Eltern auch die
deutsche Gesellschaft verantwortlich, aber nicht der türkische Staat, so Körting.
Kenan Kolat, Vorsitzender der türkischen Gemeinde in Deutschland beklagte, Kochs
Kampagne habe die Integrationspolitik um Jahre zurückgeworfen. Als ein weiterer
Aspekt der Debatte wird eine scheinbar aufkeimenden "Deutschenfeindlichkeit"
auf Seiten einiger ethnischer Minderheiten diskutiert. Polizei und Justiz bestätigen,
dass Äußerungen wie "Scheiß-Deutscher" oder
"Schweinefresser" bei Angriffen vor allem durch türkische oder arabische
Jugendliche zunähmen. Die Welt 31.12.07 // NZ 03.01.08 //
Focus 07.01.08 // Der Spiegel 07.07.08 // FAZ 09.01.08 // BZ 10.01.08 // FAZ 10.01.08 //
FAZ 15.01.08 // taz 21.01.08 // SZ 26.01.08 // FAZ 27.01.08 // taz 31.10.08
Härtefallkommissionen verzeichnen deutlichen Rückgang von
Bleiberechtsanträgen
Seit Einführung des Bleiberechts für langjährig geduldete
Ausländer haben die Härtefallkommissionen der Bundesländer einen
deutlichen Rückgang von Anträgen auf ein Bleiberecht zu verbuchen. Für
ausreisepflichtige Ausländer können solche Härtefallkommissionen
Empfehlungen für ein Bleiberecht aussprechen, worüber in letzter Instanz der
jeweilige Innenminister des Landes entscheidet. Bei der baden-württembergischen
Kommission in Stuttgart etwa seien, laut deren Vorsitzenden Edgar Wais, im Jahr 2007
lediglich 100 Anträge eingegangen, im Jahr zuvor dagegen noch 400. Auch die
Berliner Härtefallkommission gibt an, im vergangenen Jahr mit 291 Fällen im
Vergleich zum Jahr 2006 (820 Fälle) erheblich weniger Anträge erhalten zu
haben. Die Stuttgarter Kommission gibt zudem an, es komme derzeit zu einer höheren
Empfehlungsquote als bisher, was einer besseren Begründung der Anträge
geschuldet sei. Hier läge das Augenmerk der Antragsteller stärker auf der
Integration, erklärte Wais. dpa 28.12.07 // Berliner
Morgenpost 27.01.08
BVerwG:
Wohnsitzbeschränkung für anerkannte Flüchtlinge aufgehoben
Mit einem Urteil vom 15.01.08 hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die
Wohnortsbeschränkung für anerkannte Flüchtlinge, die der Kontrolle der
Verteilung der finanziellen Belastungen durch Sozialleistungen dienen soll, als rechtswidrig
erklärt. Begründung: Die vom Aufenthaltsgesetz gestützten Auflagen
verstießen gegen die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK), welche anerkannten
Flüchtlingen grundsätzliche Freizügigkeit garantiert. Allerdings
könne eine Wohnsitzbeschränkung gegenüber Flüchtlingen
verhängt werden, wenn die Auflagen allgemein für Ausländer unter den
gleichen Umständen gelte. So könnten etwa integrationspolitische Gründe
eine Beschränkung rechtfertigen. Pressemitteilung BVerwG
15.01.08
Neues Internetportal der
deutschen Minderheiten in Europa und Zentralasien
Seit dem 17.01.08 ist unter www.agdm.fuen.org ein neues Internetportal online
verfügbar, welches Informationen über deutsche Minderheiten und
Volksgruppen in 24 Staaten Europas und Zentralasiens bereitstellt. Der gemeinsame
Internetauftritt der deutschen Minderheiten hat zum einen die Funktion die Allgemeinheit
über die Existenz der Minderheiten, ihre Größen, Struktur,
Verbände und aktuelle Ereignisse zu unterrichten. Zum anderen können sich die
Minderheiten selbst untereinander über Ereignisse, Personalien, politische Forderungen
und Erfolge informieren. Pressemitteilung BMI 17.01.08
Asylstatistik
Im Januar 2008 haben 2 397 Personen einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Damit hat
die Zahl der Asylbewerber gegenüber Dezember 2007 um 89,5% (+1 132 Personen)
zugenommen und ist im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2007 um 44,1% (+734
Personen) gestiegen. Hauptherkunftsländer im Januar waren der Irak (959), Serbien
(174), die Türkei (123), Vietnam (105) und die Russische Föderation (101). Das
Bundesamt hat in diesem Monat über die Anträge von 2 164 Personen
entschieden. Als Asylberechtigte anerkannt wurden 18 Personen (0,8%). Abschiebungsschutz
nach §60 Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes erhielten 611 Personen (28,5%). Abgelehnt
wurden die Anträge von 836 Personen (38,9%). Anderweitig erledigt (z.B. durch
Verfahrenseinstellungen wegen Rücknahme des Asylantrages) wurden die
Anträge von 641 Personen (29,9%). Pressemitteilung BMI
08.02.08
Januar 2008 | | | | |
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