efms Migration Report
Juni 2006 | | | | |
EU: Aktionsplan gegen
Menschenschmuggel mit afrikanischen Staaten Am 06.06.06 und 07.06.06 trafen
sich Vertreter aus 50 europäischen und afrikanischen Ländern in der
senegalesischen Hauptstadt Dakar, um über eine Initiative Marokkos, Spaniens und
Frankreichs zur Bekämpfung illegaler Migration in die EU-Staaten zu beraten. Dabei
einigten sich die Diplomaten auf einen Aktionsplan repressiver und präventiver
Maßnahmen. Vorgeschlagen wird u.a. eine engere Kooperation der Polizeikräfte
auf dem Festland, auf See und in der Luft, um verstärkt gegen Menschenschmuggel
vorzugehen. Grenzkontrollen sollen verstärkt sowie afrikanische Grenzbeamte besser
ausgebildet und mit digitalisierten Datenbanken über kriminelle Organisationen und
Schlepper und mit wirksamen Warnsystemen ausgerüstet werden. Zudem wollen die
europäischen Staaten mehr Hilfe für Afrika leisten und den Handel mit den
betroffenen Ländern vorantreiben, um die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern.
Spiegel (online) 06.06.06 // taz (online) 08.06.06 // NZZ 09.06.06
// NZZ 28.06.06
UN-Bericht über
internationale Migration und Entwicklung Etwa 191 Millionen Menschen oder
knapp 3% der Weltbevölkerung leben nicht in ihrem Heimatland. Dies geht aus einem
Bericht über internationale Migration und Entwicklung hervor, den
UN-Generalsekretär Kofi Annan am 06.06.06 in New York vorstellte. 115 Millionen
Migranten leben in Industrieländern und 75 Millionen in Entwicklungsländern.
Dabei sind die Migrationsbewegungen von Entwicklungsland zu Entwicklungsland fast
annähernd so groß wie die von Entwicklungsländern in
Industrieländer. Die Anzahl der Wanderungen in die Industrieländer
wächst jedoch stärker als die in den Rest der Welt; über ein Drittel aller
Migranten lebten 2005 in Europa. Sowohl für die Herkunfts- als auch Zielländer
sei dies ein positives Phänomen, erklärte Annan. Die Abwanderung
qualifizierter Arbeitskräfte aus den Entwicklungsländern würde durch
spätere Rückwanderungen, Investitionen und Geldüberweisungen
teilweise kompensiert. Wirtschaftswachstum und Entwicklung der Industrienationen
würde durch eine gesteigerte Nachfrage und die Stützung der Rentensysteme in
Ländern mit alternder Bevölkerung gefördert. Annan schlägt die
Einrichtung eines ständigen UN-Forums für Migrationsfragen vor, um
Migrationsaspekte auf nationaler wie internationaler Ebene zu untersuchen und zu
vergleichen. Neue politische Ideen könnten so verbreitet werden, um
Entwicklungsgewinne zu maximieren. Pressemitteilung UN
Generalsekretariat 06.06.06 // BZ 08.06.06
OECD: Einwanderung
nimmt zu Laut dem "International Migration Outlook", einem am
08.06.06 in Paris veröffentlichten Bericht der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), hat die Einwanderung in die
Industrieländer in den vergangenen Jahren stark zugenommen, geht in einigen
Ländern wie Deutschland aber deutlich zurück. 2004 erhielten zwischen drei
und 3,5 Millionen Menschen in den OECD-Staaten den Status eines Langzeitbürgers.
Die Zahl der Zuwanderer nahm 2004 insgesamt um 15% auf 2,24 Millionen zu. Besonders
deutlich war der Anstieg in den USA (+34% auf 946.100), Italien (+28% auf 156.400) und
Großbritannien (+24% auf 266.500). Die Zahl der Einwanderer in Deutschland sank
um 15% auf 202.300. Das war nominal der größte Rückgang aller
OECD-Staaten. Prozentual verzeichnete nur Finnland einen noch größeren
Rückgang um 25% auf 5.600. Pressemitteilung OECD
08.06.06 // swissinfo (online) 08.06.06 // SZ 09.06.06 // taz (online) 09.06.06 // Die Welt
(online) 09.06.06
Mikrozensus 2005 und
Migrationsbericht 2005: Trotz sinkender Zuwanderungszahlen besitzt ein Fünftel der
Gesamtbevölkerung Migrationshintergrund Laut Mikrozensus 2005 liegt
die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland bei insgesamt 15,3
Millionen Bürgern und ist damit weitaus größer als bisher angenommen.
Dies entspricht etwa einem Fünftel (19%) der Gesamtbevölkerung (82,7
Millionen). Bisherige Statistiken hatten nur einen halb so großen Anteil ausgewiesen,
da sie sich nur an der Staatsangehörigkeit orientierten und Geburtsort und
Einbürgerungen unberücksichtigt ließen. Wie jetzt festgestellt wurde, gibt
es mehr Deutsche mit Migrationshintergrund (8 Millionen) als Ausländer (6,7
Millionen). 5,6 Millionen sind zugewanderte Ausländer, drei Millionen
Eingebürgerte, und 1,8 Millionen kamen seit dem 01.08.1999 als Spätaussiedler
nach Deutschland. Rund 2,7 Millionen Deutsche haben zwar einen Migrationshintergrund,
wurden aber in Deutschland geboren. Die Zahl der Zuwanderer sinkt allerdings. Wie aus dem
vom Bundeskabinett am 16.06.06 verabschiedeten Migrationsbericht 2005 hervorgeht, reisten
vergangenes Jahr nur rund 136.000 Menschen nach Deutschland mit dem Ziel ein, dauerhaft
sesshaft zu werden. So wurden im Jahr 2005 für den Ehegatten- und Familiennachzug
von Drittstaatsangehörigen nur noch 53.000 Visa ausgestellt -nach 76.000 im Jahr
2003 und 66.000 im Jahr 2004. Mit nur noch knapp 29.000 Erstantragstellern ging die Zahl
der Asylbewerber um fast 19% gegenüber dem Vorjahr zurück. Außerdem
sank die Zahl der Spätaussiedler auf 35.000. Die Welt
07.06.06 // taz 07.06.06 // Handelsblatt 07.06.06 // Die Welt 15.06.06 // Pressemitteilung
BMI 16.06.06
KMK und BMBF stellen
Bericht zur "Bildung in Deutschland" vor Aus dem am 02.06.06 von
der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) veröffentlichten Bericht zur "Bildung in Deutschland"
geht hervor, dass Migrantenkinder die großen Verlierer im deutschen Bildungs- und
Ausbildungssystem sind. Bei dem internationalen Vergleich bestätigt die Studie die
jüngsten PISA-Ergebnisse: Während andere Länder mit systematischer
Integrations- und Bildungspolitik die Kompetenzunterschiede der Einwanderer bereits in der
zweiten Generation ausgleichen können, bleibe Deutschland deutlich zurück.
Der Bericht zeigt erstmals detailliert, an welchen Sollbruchstellen des Bildungssystems die
Kinder von Einwanderern diskriminiert werden. So gebe es in der Grundschule die Tendenz
zur Benachteiligung von Migrantenkindern bei der Notenvergabe. Mit Blick auf die
weiterführenden Schulen heißt es, Ausländerkinder hatten "nicht nur
mehr Schwierigkeiten, auf höhere Schularten zu gelangen, sondern auch
größere Probleme, sich dort zu halten". In einigen Bundesländern,
so die Studie, haben Migranten eine doppelt so hohe Chance sitzen zu bleiben wie
deutschstämmige Schülerinnen und Schüler. Auch doppelt so viele
Schüler mit Migrationshintergrund verlassen die Schule ohne Abschluss. "Wir
dürfen nicht mehr zulassen, dass die Beteiligung der Migrantenkinder so eklatant
unterschiedlich ist von der der deutschen Kinder" erklärte KMK-Vorsitzende Ute
Erdsiek-Rave (SPD). Künftig sollen alle zwei Jahre Bildungsberichte herausgegeben
sowie nationale Leistungstests à la Pisa eingeführt werden. Diese
Leistungstests sollen das Wissen der Schüler in den Klassen drei, acht und neun
stichprobenhaft prüfen. Die Welt 30.05.06 // BZ (online)
02.06.06 // Pressemitteilung KMK 02.02.06 // FTD 06.06.06 // taz 07.06.06
Antisemitische Straftaten
rückläufig Wie die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der
Linksfraktion mitteilte, ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland nach einem
deutlichen Anstieg Ende 2005 wieder rückläufig. In den ersten vier Monaten des
Jahres 2006 seien 132 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund gemeldet worden. Im
vierten Quartal 2005 wurden 403 derartige Straftaten, in den beiden Quartalen zuvor 186
bzw. 308 Delikte gemeldet. FR 14.06.06
Neue Vorsitzende des
Zentralrats der Juden Charlotte Knobloch, 73, wurde am 07.06.06 in Frankfurt als
erste Frau an die Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt. Unter
anderem fordert sie einen verschärften Kampf gegen Neonazis und den
Rechtsextremismus sowie eine Integration der zugewanderten Juden aus der ehemaligen
Sowjetunion. heute.de 07.06.06 // Die Welt 08.06.06 // SZ
09.06.06
Hamburg schiebt jetzt auch
Familien nach Afghanistan ab Nach alleinstehenden Männern und
Ehepaaren werden in Hamburg künftig auch Familien mit Kindern ausgewiesen.
Innensenator Udo Nagel (parteilos) kündigte an, die Ausländerbehörde
werde von Juli an alle ausreisepflichtigen afghanischen Familien anschreiben und dann nach
und nach zu einer Anhörung in die Behörde einladen. Dabei würden die
Familien nachdrücklich auf die Vorteile einer freiwilligen Ausreise hingewiesen. Wer
diesem Angebot folge, erhalte staatliche Finanzhilfen in Höhe von bis zu 4.000 Euro
pro Familie. Notfalls würden ausreisepflichtige Familien aber auch zwangsweise
abgeschoben, so Nagel. Die Welt (online) 29.06.06
NRW: Landesregierung
beschließt 20-Punkte-Aktionsplan Integration Am 27.06.06 beschloss die
nordrheinwestfälische Landesregierung einen 20 Punkte umfassenden
Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Integration Zugewanderter. Der von
Integrationsminister Armin Laschet (CDU) erarbeitete Plan soll auch dem am 14.07.06
geplanten Integrationsgipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zugeleitet werden.
Schwerpunkt des Aktionsplans ist der Bildungs- und Erziehungsbereich. Dies beginnt bei der
vorschulischen Sprachförderung schon bei Vierjährigen, setzt sich fort mit dem
Ausbau der Ganztagsschulangebote und mündet in einer verbesserten Integration in
Ausbildung und Beruf. Allein für die vorschulische Sprachförderung werden die
Mittel von bisher 7,5 auf 17,6 Millionen Euro erhöht. Außerdem sollen die
Grundlagen für einen islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache geschaffen
werden. Künftig werden Migranten durch Integrationsagenturen betreut, welche die
bisherigen Angebote der Wohlfahrtsverbände bündeln. Zudem sollen Vertreter
von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in einem Integrationsbeirat
regelmäßig über Fortschritte einer gelungenen Integrationspolitik und
über ihre Fehlentwicklungen beraten. SZ 26.06.06 //
Pressemitteilung NRW Landesregierung 27.06.06 // Kölner Stadt-Anzeiger (online)
28.06.06
NRW: Kopftuchverbot
für Lehrerinnen stößt auf Widerstand Wie der Landtag in
Düsseldorf am 31.05.06 mit den Stimmen der Regierungsparteien CDU und FDP
beschloss, dürfen islamische Lehrerinnen an öffentlichen Schulen in
Nordrhein-Westfalen künftig kein Kopftuch mehr tragen. Der Zentralrat der Muslime
kritisierte, das neue Gesetz bedeute "faktisch ein Berufsverbot". In
Düsseldorf solidarisiert sich das Georg-Büchner-Gymnasium mit seiner
kopftuchtragenden Lehrerin und kündigt Widerstand an. Die muslimische Lehrerin
hatte sich bei ihrer Bewerbung vor anderthalb Jahren gegenüber 30 Konkurrentinnen
durchgesetzt. Rektor Gunter Stauf erklärte, ihn interessiere nur, was unter dem
Kopftuch sei. Für seine Einstellung sei er auch bereit eine Dienstaufsichtsbeschwerde
zu bekommen. SZ 01.06.06 // taz 08.06.06
Bayern: Demonstration
gegen Rechtsextremismus In einer zweieinhalbstündigen Kundgebung hat
die oberpfälzische Stadt Cham am 03.06.06 ein Zeichen gegen die NPD und ihre
Anhänger gesetzt: Etwa 7.000 Menschen demonstrierten auf dem Marktplatz gegen
Fremdenfeindlichkeit. Kirchenvertreter, Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker sowie
Schülersprecher riefen zum Widerstand auf. In jüngster Zeit hatte es in Cham
zwei rechtsextreme Aufmärsche gegeben und Neonazis zwei Männer
niedergeschlagen. Überdies plant die NPD den Kauf eines leer stehenden
Supermarktes, um diesen als Veranstaltungszentrum zu nutzen. SZ
06.06.06
Berlin-Wedding:
Deutscher Nationalpreis 2006 für die Herbert-Hoover-Realschule Am
27.06.06 wurde die Herbert-Hoover-Realschule für die von Schülern, Lehrern
und Eltern eigenständig getroffene Entscheidung, auf dem Schulhof und in der ganzen
Schule nur Deutsch zu sprechen, von der Deutschen Nationalstiftung mit einem Preisgeld von
75.000 Euro ausgezeichnet. Von den 370 Schülerinnen und Schülern stammen
mehr als 90% nicht aus Deutschland. In der Begründung heißt es, die Initiative
der Schule habe "die Bedeutung der Sprache als Voraussetzung von Integration"
verdeutlicht und sei beispielgebend dafür, wie mit Sprachproblemen in eigener
Verantwortung umgegangen werden könnte. Pressemitteilung Deutsche Nationalstiftung 25.05.06 // FR 20.06.06 // SZ
27.06.06 // FAZ 28.06.06
Asylstatistik Im
Juni 2006 haben 1.504 Personen einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Damit ist die Zahl
der Asylbewerber gegenüber Mai 2006 um 11,2% (-189 Personen) und im Vergleich
zum Vorjahresmonat Juni 2005 um 34,2% (-783 Personen) zurückgegangen.
Hauptherkunftsländer im Juni waren Serbien und Montenegro (229), Irak (158) sowie
Türkei (149) vor Vietnam (91) und der Russischen Föderation (58). Das
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat über die Anträge von
2.543 Personen entschieden, von denen 30 Personen (1,2%) als asylberechtigt anerkannt
wurden. Weitere 118 Personen (4,6%) erhielten Abschiebungsschutz nach §60 Abs.1
des Aufenthaltsgesetzes. Abgelehnt wurden die Anträge von 1.460 Personen (57,4%).
Auf sonstige Weise, z.B. durch Verfahrenseinstellung wegen Rücknahme des
Asylantrags, wurden die Anträge der übrigen 935 Personen (36,8%) erledigt.
Pressemitteilung BMI 10.07.06
Juni
2006 | | | | |
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