efms Migration Report
März 2008 | | | | |
EU möchte
gemeinsame Position bei Visa-Politik Die Mitgliedsstaaten Europäische
Union haben sich darauf verständigt, künftig eine gemeinsame Haltung im
Bereich der Visa-Politik gegenüber Drittstaaten einzunehmen. Schriftlich wurde
festgehalten, die Visa-Politik sei eine Gemeinschaftskompetenz, was die politische
"Bewegungsfreiheit" der Mitgliedsstaaten in dem Bereich einschränke.
Anlass gab die Unterzeichnung einer nicht rechtsverbindlichen Absichtserklärung des
tschechischen Ministerpräsidenten Mirek Topolánek in den USA. Darin stellte
Topolánek der US-amerikanischen Regierung Zugeständnisse im Bereich der
Flugsicherheit im Austausch zur Befreiung der tschechischen Bürger von der
Visumspflicht in den USA in Aussicht. Der Alleingang Topoláneks stieß vor
allem bei der EU-Kommission auf Unmut, da er damit die Kompetenzen der EU
berührte. FAZ 07.03.08
EU: Passkontrollen an
Flughäfen in der Schengenzone entfallen Seit dem 30.03.08 können
Flugpassagiere innerhalb der EU ausschließlich Großbritannien, Irland,
Rumänien, Bulgarien und Zypern, die nicht dem Schengenraum angehören,
ohne Ein- und Ausreisekontrollen reisen. Bereits im Dezember waren die
routinemäßigen Kontrollen an den Land- und Seegrenzen des Schengenraumes
entfallen. SZ 26.03.08 // SZ 27.03.08
Internationale Studie:
Mehrheit der Muslime schätzt westliche Werte Anders als oftmals
angenommen, stehen die meisten Muslime westlichen Werten positiv gegenüber. Zu
dem Ergebnis kommt eine Studie des U.S.-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts
Gallup mit dem Titel "Wer spricht für den Islam? Was eine Milliarde Muslime
wirklich denken". Ziel der Untersuchung sei es, eine Antwort auf die mit islamistischen
Terroranschlägen auftretenden Frage zu geben, ob die Mehrheit der Muslime weltweit
solche Taten gut heißen. Niemand in Washington habe eine Ahnung von dem, was 1,3
Milliarden Muslime weltweit dächten. Dennoch würden komplexe Strategien
erarbeitet, welche die Welt für immer verändern werden, begründete Jim
Clifton, Vorsitzender des Instituts, die Untersuchung, im Rahmen derer 50 000 Muslime in
35 muslimischen Ländern befragt wurden. Das Ergebnis: selbst viele der 7% als
"politisch radikal" eingestuften Muslime (93% der Befragten gelten als
"politisch moderat") schätzen westliche Werte: So gab die Hälfte
der politisch Radikalen an, sie befürworteten mehr politische Demokratie.
"Technologie" werde der Studie zur Folge am meisten bewundert, gefolgt von
der "Herrschaft des Rechts", "individuelle Verantwortung" und
"fairen politischen Systemen, Demokratie und Menschenrechten". Dalia
Mogahed, Mitautorin des Studienberichtes sagte, die Sympathisanten des islamistischen
Terrorismus würden den Westen nicht wegen seiner Freiheit hassen, sie selbst
wünschten sich diese Freiheit. Antiamerikanismus etwa speise sich nicht aus der
Abscheu gegenüber westlichen Werten und Prinzipien, sondern aus dem, was die
Muslime an konkreter Außenpolitik am eigenen Leib erführen, ergänzt
John L. Esposito, der ebenfalls an der Studie mitwirkte. Tagesspiegel online 01.03.08 // Die Welt 10.03.08
Wenige nutzen und
profitieren von der gesetzlichen Altfallregelung für langjährig Geduldete
Die im vergangenen Sommer mit dem Gesetzespaket zur Änderung des
Zuwanderungsrechts in Kraft getretene gesetzliche Altfallregelung für langjährig
geduldete Flüchtlinge in Deutschland ist laut der Antwort der Bundesregierung auf
eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion bisher nur im relativ geringen Maße
von den Anspruchsberechtigten genutzt worden: Bis Ende des Jahres 2007 hatten von den
knapp 100 000 Flüchtlingen, welche aus humanitären Gründen nicht in
ihre Heimat abgeschoben werden können und die Antragsvoraussetzungen eines
langjährigen Aufenthaltes von mindestens sechs bzw. acht Jahren in Deutschland
erfüllen, lediglich knapp 22 900 Personen einen Antrag auf ein Bleiberecht
gemäß der Altfallregelung gestellt. Auch waren wenige der Antragsteller
erfolgreich: Nur etwa der Hälfte (ca. 12 000 Personen) wurde ein Bleiberecht
zugesprochen. Und 9 000 von ihnen erhielt lediglich ein vorläufiges Bleiberecht, d.h.
wenn die Betroffenen bis Ende 2009 keine dauerhafte Beschäftigung nachweisen
können, fallen sie zurück in den Status der Duldung. Über knapp 14 0000
Anträge sei noch nicht entschieden worden, rund 1 800 Personen erhielten eine
Ablehnung. Demnach liegt die Quote für zugesprochene dauerhafte Bleiberechte
derzeit bei gut 10%. Die Innenexpertin der Linkspartei, Ulla Jelpke, bezeichnete die
gesetzliche Altfallregelung der Regierungskoalition als Flop. Das humanitäre
Bleibrecht sei ein weiteres Mal unter die Räder der irrationalen Angst vor angeblicher
Zuwanderung in die sozialen Sicherungssysteme geraten. Das Versprechen der SPD, etwa 60
000 Betroffene würden ein Bleiberecht erhalten, sei nicht eingehalten worden,
heißt es in einer Pressemitteilung der Linkspartei. FR
05.03.08 // Junge Welt 07.03.08
Asyl:
Irakflüchtlinge lassen Asylzahlen in Industriestaaten ansteigen Die seit
fünf Jahren in den Industrienationen rückläufigen Asylzahlen sind laut
Asylstatistik des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) im
vergangenen Jahr in vielen Staaten aufgrund der Irakkrise wieder angestiegen. Die Zahl der
Asylanträge stieg in 43 Industrieländern mit 338 000 Anträgen um
insgesamt 10%. Die Zahl der Iraker habe sich im Vergleich zu 2006 fast verdoppelt: wurden
im Vorjahr noch knapp 23 000 Anträge gestellt, waren es im Jahr 2007 etwa 45 000.
Während in den EU-Binnenländern wie Deutschland die Zahl der
Asylanträge im vergangen Jahr zurückgegangen (-9%) sind, hätten die
Staaten der EU-Außengrenze ein überdurchschnittliches Plus verzeichnet.
Griechenland etwa hatte einen Anstieg von 105%, Polen und Ungarn von ca. 61% registriert,
so die UN-Statistik. Seit Jahresbeginn 2008 ist allerdings auch in Deutschland ein deutlicher
Anstieg der Asylantragszahlen zu verzeichnen, etwa 42% mehr als im Vorjahrszeitraum,
wovon ein Drittel der Antragssteller stammte aus dem Irak stammte.
Flüchtlingshilfsorganisationen in Deutschland drängen nun auf
großzügigere Aufnahmeprogramme für irakische Flüchtlinge. Rund
2 Mio. Iraker hätten bereits in Nachbarstaaten in der Region wie Syrien und Jordanien
Schutz gefunden, weitere 2,5 Mio. Menschen irrten als Binnenvertriebene durch den Irak,
argumentierten erklärten Hilfsorganisationen. Kirchenvertreter fordern speziell
für an die 20 000 bis 30 000 irakischen zumeist chaldäischen Christen ein
langfristiges gesichertes Aufenthalts- oder Niederlassungsrecht. Der Ratsvorsitzende der
evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, sagte, den Christen
widerfahre im Zweistromland Gewalt, die ethnischer Säuberung und
Völkermorden an anderen Orten gleiche. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums
sagte, die Bundesregierung denke über eine Kontingentlösung nach. dpa 18.03.08 // IHT 18.03.08 // dpa 19.03.08 // SZ 27.03.08 // Der Spiegel
31.03.08 // NN 31.03.08
Islamkonferenz:
Kontroversen zwischen Muslimvertretern Bei der dritten Plenarsitzung der
Deutschen Islamkonferenz (DIK) am 13.03.08 in Berlin unter Vorsitz von
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wurden zwar einige Ergebnisse
erzielt, vor allem zeigte sich jedoch eine Kluft zwischen säkularen und konservativen
Muslimen in Deutschland. An der im Herbst 2006 erstmals einberufenen DIK nehmen 15
Staatsvertreter sowie 15 Vertreter unterschiedlicher muslimischer Richtungen teil, die auf
Basis der Ergebnisse vier thematischer Arbeitsgruppen die Grundlagen des Zusammenlebens
der deutschen und türkischstämmigen Bevölkerung zu bestimmen suchen.
Die Kontroverse zwischen den nichtorganisierten weltlichen und den in Verbänden
organisierten orthodoxen Muslimen wurde besonders im Bereich
"Gesellschaftsordnung und Wertekonsens" deutlich, wo es zum Teil zu hitzigen
Debatten kam. So waren viele der konservativen Muslimvertreter zwar bereit, sich auf das
Grundgesetz im Allgemeinen verpflichten zu lassen, jedoch nicht auf die dahinter stehenden
Werte. Sie wollten sich nicht auf eine deutsche Leitkultur festnageln lassen, erklärte
etwa Ayman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime. Konferenzmitglied
und säkulare Muslimin Necla Kelek sagte dazu, die Verbände versuchten so der
Verpflichtung auf die Werte einer pluralen Gesellschaft zu entkommen. Sie verstünden
das Grundgesetz nur unter dem Aspekt der Religionsfreiheit und wollten ihre Parallelwelten
schützen, so Kelek. Beklagt wurde von den Säkularen außerdem ein zu
großer Einfluss der Verbände bei den Gesprächen. Der afghanische
Filmregisseur und ehemaliges Konferenzmitglied Walid Nakschbandi meinte, die Konferenz
sei eine Farce, da die Funktionäre der großen muslimischen Verbände die
Treffen dominierten. Andere Meinungen als die der Konservativen kämen nicht mehr
durch. Zentrales Ergebnis der Konferenz war der Beschluss, islamischen Religionsunterricht
in deutscher Sprache einzuführen: Laut Schäuble solle der Unterricht
ausschließlich von in Deutschland ausgebildeten Lehrern erteilt und in etwa 5 Jahren
flächendeckend angeboten werden. Zudem hatte die Konferenz sich darauf
verständigt, weitere Neubauten von Moscheen zu begrüßen, um die
muslimischen Gemeinden aus den Hinterhöfen zu holen. Über die Zukunft der
ursprünglich auf zwei bis drei Jahre angesetzte DIK äußerte der
Bundesinnenminister, er sehen Bedarf, die Konferenz zu einer langfristigen Institution
werden zu lassen. Die Islamkonferenz werde noch auf Jahre gebraucht, so Schäuble.
FAZ 05.03.08 // dpa 06.03.08 // Pressemitteilung
Bundesinnenministerium 13.03.08 // FAZ 13.03.08 // SZ 13.03.08 // NN 13.03.08 // Cicero
online 14.03.08 // FAZ 14.03.08 // SZ 15.03.08 // dpa 15.03.08 // Die Welt
15.03.08
Studie: Löhne durch
Einwanderung nicht gesunken Laut einer Studie des Londoner Centre for
Economic Policy Research mit dem Titel "Auswirkungen der Immigration in den
1990er Jahren auf dem Arbeitsmarkt in Westdeutschland" hatte die Zuwanderung von
ausländischen Arbeitnehmern nach Deutschland in den 90er Jahren weder negative
Auswirkungen auf die Löhne noch auf die Beschäftigungsquote der Deutschen.
Anhand der Analyse von Daten des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung wurde sogar festgestellt, dass die Löhne für niedrig und mittel
qualifizierte Deutsche aufgrund der Zuwanderung gestiegen seien. Nur innerhalb der Gruppe
der Zuwanderer habe sei die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt gestiegen. Den Grund
für das Ergebnis sehen die Wissenschaftler darin, dass Deutsche und
ausländische Arbeitnehmer hinsichtlich ihrer Bildung und Berufserfahrung nicht
austauschbar seien, wohl aber die Migranten untereinander. FR
18.03.08
Ein Fünftel der
deutschen Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund Nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hatten im Jahr 2006 18,4% (15,1 Mio.) der in
Deutschland lebenden Menschen ausländische Wurzeln. Im Jahr zuvor habe der Anteil
mit 130 000 Personen weniger noch bei 18,2% gelegen. Ursache für die Zunahme sei
die Zahl der in Deutschland geborenen deutschen Staatsangehörigen, deren Eltern aus
dem Ausland stammten, heißt es aus dem Bundesamt. Dagegen sei die Zahl der in
Deutschland geborenen ausländischen Staatsbürger mit 1,7 Mio.
unverändert geblieben. Gut die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund
in Deutschland habe einen deutschen Pass, 9,5% der Gesamtbevölkerung. Pressemitteilung Statistisches Bundesamt 11.03.08 // dpa 11.03.08 // NN
12.03.08
Asylstatistik Im
März 2008 haben 1 545 Personen einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Damit sank
die Zahl der Asylbewerber gegenüber Februar 2008 um 15% (-273 Personen) und hat
im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2007 um 5,3% (+77 Personen) zugenommen.
Hauptherkunftsländer im Februar waren der Irak (479), Serbien (145), die
Türkei (132), Vietnam (71) und Syrien (55). Das Bundesamt hat in diesem Monat
über die Anträge von 1 836 Personen entschieden. Als Asylberechtigte
anerkannt wurden 27 Personen (1,5%). Abschiebungsschutz nach §60 Abs. 1 des
Aufenthaltsgesetzes erhielten 660 Personen (36%). Abgelehnt wurden die Anträge von
557 Personen (30,3%). Anderweitig erledigt (z.B. durch Verfahrenseinstellungen wegen
Rücknahme des Asylantrages) wurden die Anträge von 551 Personen (30%).
Pressemitteilung BMI 08.04.08
März 2008 | | | | |
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