efms Migration Report
November 2004 | | | | |
Islamistisch motivierter
Mord in den Niederlanden löst Integrationsdebatte in Deutschland
aus
Nach der islamistisch motivierten Ermordung des
niederländischen Filmregisseurs und Islamkritikers Theo van Gogh am 02.11.04 in
Amsterdam stellt die niederländische Regierung ihre nationale Integrationspolitik in
Frage. In Deutschland löste die Tat eine kontroverse Debatte über die
Integration von Ausländern aus. Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) sowie CDU
und CSU bezeichnen die multikulturelle Gesellschaft als "gescheitert". Die
Unionsparteien fordern die in Deutschland lebenden Muslime auf, den Verfassungsstaat und
die freiheitliche demokratische "Leitkultur" anzuerkennen. Der bayerische
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) verlangt, dass jeder Ausländer bei der
Einbürgerung einen Eid auf die Verfassung leisten müsse. Politiker der
rot-grünen Koalition weisen den Vorstoß zurück und sprechen sich
zusammen mit PDS und FDP "für eine multikulturelle Gesellschaft auf
Grundlage demokratischer Werte" aus. Die FDP warnt davor, Migranten mangelnden
Integrationswillen zu unterstellen. Der Vorschlag des Grünen-Politikers
Hans-Christian Ströbele, einen islamischen Feiertag einzuführen und
dafür einen christlichen zu streichen, findet genauso wenig Zustimmung wie die
Forderung der CDU-Politikerin Annette Schavan, für Predigten in Moscheen die
deutsche Sprache vorzuschreiben. Bei allen Bundestagsparteien herrscht dagegen Einigkeit
über die Bedeutung der Sprache als Schlüssel zur Integration und die
Notwendigkeit einer stärkeren Kontrolle islamischer Religionsausübung in
Deutschland. In dem Parlamentsantrag "Zusammenleben auf der Basis gemeinsamer
Grundwerte" (Drucksache 15/4394) fordert die Regierungskoalition jetzt von Bund
und Ländern eine stärkere Öffnung des öffentlichen Dienstes
für Zuwanderer, Lehrstühle für islamische Religion an den
Universitäten und einen deutschsprachigen Islamunterricht an der Schule.
Die Welt 04.11.04 / /Handelsblatt 05.11.04 //
FTD 05.11.04 // FAZ 09.11.04 // BZ 10.11.04 // Handelsblatt 11.11.04 // Der Spiegel
16.11.04 // SZ 16.11.04 // FTD 16.11.04 // Die Welt 17.11.04 // // FAZ 19.11.04 // FR
19.11.04 // Welt am Sonntag 21.11.04 // BZ 22.11.04 // Die Welt 23.11.04 // Hamburger
Abendblatt 24.11.04 // NN 24.11.2004 // BZ 26.11.04 // Die Welt 26.11.04 // Die Welt
30.11.04 // SZ 30.11.04 // FR 30.11.04
Zuwanderungsgesetz: Härtefallkommission in
Hamburg
Im Rahmen des Zuwanderungsgesetzes wird
auch in Hamburg eine Härtefallkommission eingerichtet. Über die Mitglieder
des zukünftigen Gremiums besteht zwischen der regierenden CDU und den
Oppositionsparteien, SPD und Grüne Alternative Liste (GAL), Dissens.
Während sich beide Oppositionsparteien für die Besetzung der
Härtefallkommission mit Fachleuten aus Wissenschaft, Wohlfahrtsverbänden,
Flüchtlingsinitiativen und Religionsgemeinschaften und ohne die Beteiligung von
Politikern aussprechen, plädiert die CDU für eine Bindung der Kommission an
den bereits bestehenden "Eingabenausschuss", einen Parlamentsausschuss,
der bisher die letzte Instanz für eine mögliche Abwendung einer Abschiebung
war. taz 04.11.04 // Hamburgische
Morgenpost 05.11.04
"Sachverständigenrat für Zuwanderung und
Integration": Komplette Mittelstreichung für 2005
beschlossen
Der Haushaltsausschuss des Bundestages
beschloss fraktionsübergreifend, dem Sachverständigenrat unter Leitung von
Rita Süssmuth (CDU) die Sach- und Honorarmittel für 2005 komplett zu
streichen. SPD und Grüne folgten damit dem Rat der Union. Zur Begründung
heißt es, der Zuwanderungsrat sei in alten Entwürfen zum Einwanderungsgesetz
vorgesehen gewesen, jedoch während der Gesetzesberatungen aus dem Gesetz
gestrichen worden. Auch sei die Aufgabe des Rates entfallen, Zuwanderungsquoten nach dem
Punktesystem festzulegen. Ein Mitglied des Gremiums wertet die Entscheidung jedoch
anders. Es handle sich um eine klare Abstrafung für Empfehlungen, die der Rat in
seinem ersten Jahresgutachten vorgelegt hatte und die der Politik nicht gefielen. Die
Mitarbeiter des Rates wollen ihre Tätigkeiten zunächst ehrenamtlich
fortführen. FR 13.11.04 // FAZ 19.11.04
Keine Ausweitung des
Bleiberechts für Flüchtlinge
Bündnis 90/Die
Grünen und führende Politiker der SPD fordern gemeinsam mit einem
Bündnis aus Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften ein Bleiberecht
für Flüchtlinge, die seit 5 Jahren in Deutschland leben. Die bisherigen
Regelungen im neuen Zuwanderungsgesetz seien unzureichend. Ein entsprechender Appell
der Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), und des
UNHCR-Vertreters in Deutschland, Stefan Berglund, an die Innenministerkonferenz der
Bundesländer blieb allerdings erfolglos. Stattdessen beobachten
Flüchtlingsorganisationen einen Monat vor dem Inkrafttreten der
Härtefallregelung des Zuwanderungsgesetzes eine starke Zunahme von Abschiebungen
und von Anfragen nach Kirchenasyl. Das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) prüft derzeit den Aufenthaltsstatus von rund 4.500 der
insgesamt 80.000 Irak-Flüchtlingen in Deutschland, da nach dem Ende der
Herrschaftsgewalt Saddam Husseins nicht mehr von einer politischen Verfolgung
ausgegangen werden könne. Das Widerrufverfahren wird bei Flüchtlingen
eingeleitet, die sich einer Straftat schuldig gemacht haben, die Sicherheit gefährden,
eine falsche Identität vortäuschen, mehrfach ins Heimatland zurückreisten
oder einen Familiennachzug beantragen. Nicht in allen Fällen liegt jedoch eines dieser
Kriterien vor. Iraker, die ihren Flüchtlingspass verlieren, erhalten aufgrund der
weiterhin brisanten Lage im Irak eine Duldung. NN 05.11.04 // BZ 10.11.04 // taz 11.11.04 // Presseerklärung
UNHCR Genf 18.11.04 // Pressemitteilung Integrationsbeauftragte 18.11.2004 // NN
25.11.04 // taz 27.11.04
Demonstration von Muslimen in Köln: "Gemeinsam für den Frieden und gegen den
Terror"
Am 21.11.04 nahmen rund 30.000 Muslime
aus der ganzen Bundesrepublik an der Demonstration "Gemeinsam für den
Frieden und gegen den Terror" in Köln teil. Hauptsächlich
Männer folgten dem Aufruf der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt
für Religion (DITIB). Sie schwenkten mehrheitlich türkische Fahnen und riefen
auf Türkisch: "Hand in Hand gegen Terror". Politiker wie
Günther Beckstein (CSU), Fritz Behrens (SPD), Claudia Rot (Grüne) und die
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), nahmen
ebenfalls an der Demonstration teil. NZ 11.11.04 // taz 20.11.04 // Die Welt 22.10.04
Kopftuchverbot in Bayern
Am 11.11.04
verabschiedete Bayern als fünftes Bundesland ein Gesetz, das muslimischen
Lehrerinnen das Tragen von Kopftüchern im Unterricht verbietet. Zur
Begründung hieß es, der Schleier sei politisch massivst missbraucht worden und
Schüler müssten vor dem Einfluss religiöser Fundamentalisten
geschützt werden. Untersagt wird das Tragen von religiösen Symbolen und
Kleidungsstücken, die "als Ausdruck einer mit verfassungsrechtlichen
Grundwerten und Bildungszielen unvereinbaren Haltung verstanden werden
können". Obwohl die Kopfbedeckung von Nonnen nach Angaben der CSU
nicht betroffen sein soll, verstößt das Gesetz nach Ansicht von Schulministerin
Monika Hohlmeier (CSU) nicht gegen den Gleichheitsgrundsatz. Unterstützung erhielt
das Verbot vom evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich. SZ 12.11.04 // SZ 23.11.04
Islamistendatei
Am
11.11.04 einigten sich hohe Sicherheitsbeamte von Bund und Ländern auf Eckpunkte
für eine bereits im Sommer von der Innenministerkonferenz beschlossene
Islamistendatei. Angesichts der Gefahr durch islamistische Terroristen wollen sich Polizei
und Geheimdienste besser vernetzen. Der Umfang der Islamistendatei soll begrenzt sein; so
werden z.B. keine Informationen über die ungefähr 27.000 Mitglieder der
Vereinigung Milli Görus eingespeist. Diese gilt den Verfassungsschützern zwar
als extremistisch, propagiere aber keine Gewalt. Auch eine Volltextdatei wird es nicht geben - lediglich Hinweise darauf, bei welcher Behörde Informationen über
Verdächtige vorliegen. Der Zugriff auf die Daten soll ausgesprochen streng geregelt
werden. SZ 13.09.04 // FAZ
19.11.04
Asylstatistik
Im
November haben 2.665 Personen in Deutschland Asyl beantragt. Damit sank die Zahl der
Asylbewerber gegenüber Oktober 2004 um 8,0% (-233 Personen) und ging
gegenüber dem Vorjahresmonat November 2003 um 30,4% (-1.165 Personen)
zurück. Die Hauptherkunftsländer im November 2004 waren Serbien und
Montenegro (299), Türkei (288) und die Russische Föderation (274) vor
Vietnam (145) und Irak (108). Das Bundesamt für die Anerkennung
ausländischer Flüchtlinge hat über die Anträge von 4.727 Personen
entschieden, von denen 57 Personen (1,2%)
als asylberechtigt anerkannt wurden. Weitere 100 Personen (2,1%) erhielten Abschiebeschutz
nach §51 Abs.1 AuslG. Abgelehnt wurden die Anträge von 2.960 Personen
(62,6%). Auf sonstige Weise, z.B. durch Verfahrenseinstellung wegen Rücknahme des
Asylantrags, wurden die Anträge der übrigen 1.610 Personen (34,1%)
erledigt. Pressemitteilung BMI
13.12.04
November 2004 | | | | |
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